Unter wertvollsten Deutschen ohne Klub
Albutat nach Kreuzbandriss auf Vereinssuche – Lizenzentzug von Uerdingen war „ein Schock“
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Für Tim Albutat geht es bergauf. Nach einer schweren Verletzung ist er seit Sommer 2021 vereinslos, körperlich aber wieder topfit und brennt auf eine neue Aufgabe. Mit 52 Zweit- und 117 Drittligaeinsätzen weist er enorm viel Erfahrung vor und hat in seiner bisherigen Laufbahn einiges erlebt. Sven Bauer (Lapdog) sprach für Transfermarkt mit dem 29 Jahre alten Mittelfeldspieler, der mit einem Marktwert von 150.000 Euro zu den wertvollsten Deutschen ohne Klub gehört, über seine Leidenszeit, sein Comeback, ehemalige Arbeitgeber und wer sein größter Rückhalt ist.
Transfermarkt: Herr Albutat, im April 2021 erlitten Sie einen Kreuzbandriss. Wann und wie ist es passiert und wussten Sie sofort, wie schlimm Sie sich verletzt hatten?
Tim Albutat: Wir hatten ein sehr langes Training und in den letzten Minuten habe ich mir bei einem Richtungswechsel das Knie verdreht. Ich habe schon sehr schnell gemerkt, dass es schlimmer sein könnte.
Transfermarkt: Wie lange haben Sie gebraucht, um das zu verdauen und ab wann setzte sich der Kampfgeist durch?
Albutat: Es ging eigentlich relativ schnell, dass ich wieder nach vorne geschaut und die Mannschaft (KFC Uerdingen, d. Red.) auch dann versucht habe, bei allen Spielen zu unterstützen, um unser damaliges Ziel Klassenerhalt noch zu schaffen.
Transfermarkt: Diese Art von Verletzung zieht ein paar Monate Pause mit sich. Wie sah Ihr Tagesablauf in den ersten Wochen aus und wie haben Sie selbst Rückschläge verarbeitet?
Albutat: Ich bin immer morgens früh für einige Stunden in die Reha, um dort mein Programm mit Physiotherapie zu absolvieren. Am Anfang lief die Reha leider nicht optimal, weshalb ich dann die Einrichtung auch nochmal gewechselt habe.
Transfermarkt: Wie sah die Unterstützung von Vereinen, ehemaligen Spielern oder Trainern aus und welche Erfahrungen haben Sie besonders angespornt oder vielleicht auch enttäuscht?
Albutat: Ich habe schon einige Nachrichten von ehemaligen Weggefährten erhalten, was einem natürlich in diesem Moment gut tut. Aber man merkt auch, dass man als verletzter Spieler sehr schnell aus dem Fokus der Vereine verschwindet.
Albutat über Probetrainings: Klubs haben „durchweg positiven Eindruck von mir“
Transfermarkt: Privat haben Sie Ihr Glück „dingfest“ gemacht und Ihre Freundin geheiratet. Zudem werden Sie bald Vater. Wie wichtig war diese Basis für Sie und inwiefern weckt es neues Feuer in Ihnen?
Albutat: Meine Frau war ein enormer Rückhalt für mich. Zeitweise war ich auch bei ihr in Behandlung, da sie selbst als Physiotherapeutin tolle Arbeit leistet. Durch sie habe ich dann auch in der Reha sehr gute Fortschritte machen können. Man merkt, dass durch die Familie nochmal ein Schub kommt und man jetzt auch für sein Kind nochmal ein paar gute Jahre im Fußball haben will. Ich würde sie gerne in ein paar Jahren auch dann nach einem Spiel auf den Platz holen und mit ihr solch ein Erlebnis haben.
Transfermarkt: Sie haben die Phase durchgestanden und sind körperlich sowie mental fit und auf demselben Level wie in der letzten Saison. In Probetrainings durften Sie sich vorstellen und scheuen als Profi auch nicht, diese zu absolvieren. Wie wurden Sie bewertet?
Albutat: Ich denke, dass ich dadurch, dass ich in der Reha sehr gut gearbeitet habe, bei jedem Verein gut mithalten konnte und die Vereine durchweg einen positiven Eindruck von mir haben. Bei welchem Verein ich dann ab Sommer spielen werde, steht aber noch nicht fest.
Transfermarkt: Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Albutat: Ich als Leistungssportler will immer so hoch wie möglich spielen. Aber generell gibt es auch einige interessante Vereine, die in der vierten Liga spielen. Ich bin erstmal froh, dass ich wieder fit bin und weiß, dass egal, wo ich am Ende spielen werde, alles dafür gebe, um selbst und mit dem Verein erfolgreich zu sein.
Transfermarkt: Mit 29 Jahren haben Sie noch ein paar Jahre im Sport vor sich. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Albutat: Ein Aufstieg wäre nochmal schön. Das sind immer tolle Momente gewesen in meiner Karriere. Ich will einfach auch in den nächsten Jahren nochmal alles aus meinem Körper rausholen und schauen, was möglich ist.
Brdaric, Littbarski & Co.
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Transfermarkt: Wie intensiv haben Sie den Fußball in den letzten Monaten verfolgt und haben sich Ihre Sicht der Dinge in dieser Zeit verändert?
Albutat: Wie eben schon gesagt, verschwindet man ein wenig aus dem Fokus. Das Miteinander mit den Jungs in der Kabine fehlt. Dadurch habe ich mich schon vermehrt auf meine Reha fokussiert. Aber natürlich geht man auch in einige Stadien, schaut sich Spiele an. Ich bin froh, dass Zuschauer wieder in die Stadien können.
Albutat über Lizenzentzug des KFC Uerdingen: „War für uns als Mannschaft ein Schock“
Transfermarkt: Ihre ehemaligen Vereine haben unterschiedlich auf sich aufmerksam gemacht. Der KFC Uerdingen darf endlich wieder zu Hause in der Grotenburg spielen, dies aber nur noch in der Oberliga, da der Neustart in der Regionalliga schlussendlich mit dem Abstieg endete. Wie denken Sie darüber?
Albutat: Ich denke, dass der Knackpunkt leider der Lizenzentzug war. Das war auch für uns als Mannschaft ein Schock. Wir haben alles daran gesetzt, unter den schwierigen Verhältnissen den Klassenerhalt in der dritten Liga zu schaffen. Dass danach dann der komplette Verein daran zerbrochen ist und dann nächstes Jahr in der fünften Liga spielt, tut weh. Denn sportlich haben wir alles gegeben.
Transfermarkt: Sie hatten das Durcheinander in der letzten Spielzeit noch miterlebt. Denken Sie, dass mit dem KFC bald wieder zu rechnen ist?
Albutat: Ich hoffe sehr, dass der KFC den direkten Wiederaufstieg schafft und sich dann Schritt für Schritt gut aufstellt, um wieder in den Profifußball zu kommen.
Transfermarkt: Der MSV Duisburg kämpft noch um den Klassenerhalt, nachdem es zwischenzeitlich nicht wirklich gut aussah (zur Tabelle der 3. Liga). Wie sehen Sie die Chancen und generell die Möglichkeiten des Vereins in den kommenden Jahren?
Albutat: Ich glaube, die Möglichkeiten sind enorm in Duisburg. Sie haben ein tolles Trainingsgelände, ein fantastisches Stadion mit tollen Fans. Ich weiß leider nicht, wieso es in den letzten Jahren nicht mehr so gut läuft. Aber auch hier drücke ich die Daumen für den Klassenerhalt, um dann in der nächsten Saison wieder erfolgreicher zu sein.
Transfermarkt: Der SC Freiburg wiederum schreibt ausschließlich positive Schlagzeilen. Internationales Geschäft in Aussicht, neues Stadion, Finale im DFB-Pokal erreicht. Wie begeistert sind Sie von dem Team um Trainer Christian Streich?
Albutat: Es ist einfach unfassbar, dass sie jetzt im DFB-Pokal-Finale sind. Ich war 2011 mit Christian Streich mit der A-Jugend im DFB-Pokal-Finale und das war schon großartig für einen Verein wie Freiburg. Es arbeiten einfach viele tolle Menschen in dem Verein und sie haben es geschafft, das Niveau immer weiter zu steigern.
Mein Spiel von Beginn an in der Europa League in Sevilla war schon außergewöhnlich.
Transfermarkt: Wo sehen Sie sich optimalerweise in drei Jahren?
Albutat: Zuerst hoffentlich weiterhin gesund mit einer tollen Familie. Und dann wäre es schön, immer noch im Profifußball dabei zu sein. Als letztes mit einem abgeschlossenen Masterstudium in Sportmanagement.
Transfermarkt: Was machen Sie, wenn Sie nicht auf dem Platz stehen?
Albutat: Ich gehe viel mit unserem gemeinsamen Hund spazieren und studiere eben noch.
Transfermarkt: Bitte erzählen Sie ein Erlebnis aus Ihrem Sportlerleben.
Albutat: Mein Spiel von Beginn an in der Europa League in Sevilla war schon außergewöhnlich. Dass ich dort in der ersten Elf stand, in diesem Stadion, ist ein Erlebnis, das ich niemals vergessen und weswegen ich den Verantwortlichen des SC Freiburg immer dankbar sein werde, dass sie mir diese Chance damals gegeben haben.
Der SC Freiburg mit Albutat (untere Reihe, 2.v.r.) im Europa-League-Spiel beim FC Sevilla 2013
Interview: Sven Bauer (Lapdog)
