Kritiker fürchten Finanzdoping
Koulibaly, Mendy & Ziyech vor Saudi-Arabien-Transfers – Wichtige Einnahmen für Chelsea
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Der FC Chelsea steht offenbar davor, die ersten – und aufgrund der Regel für finanzielle Nachhaltigkeit der UEFA dringend benötigten – Transfermillionen einzunehmen. Wie Transferexperte Fabrizio Romano meldet, stehen mit Verteidiger Kalidou Koulibaly (32), Torwart Edouard Mendy (31) und Offensivallrounder Hakim Ziyech (30) gleich drei Spieler vor einem Wechsel von der Stamford Bridge in die Saudi Pro League.
Gerücht
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K. Koulibaly |
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Innenverteidiger |
FC Chelsea |
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?
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Al-Hilal |
Premier League |
Saudi Pro League |
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Demnach sind sich alle drei Profis mit ihren neuen Vereinen handelseinig, das gelte auch für die Klubs – nur die Unterschriften fehlen noch. Ziyech soll zum Al-Nassr FC um Kapitän Cristiano Ronaldo (38) wechseln, Koulibaly zum Rekordmeister Al-Hilal SFC und Mendy zum wieder aufgestiegenen Al-Ahli SFC. Alle drei Vereine gehören dem saudischen Public Investment Fund (PIF), dem der Kronprinz Mohammed bin Salman vorsitzt. Dieser hat es sich zum Ziel gemacht, die WM 2030 nach Saudi-Arabien zu holen und über den Sport ein besseres Image für sein aufgrund der Menschenrechtslage oft kritisiertes Land zu erzielen.
Saudi-Arabien kommt wie gerufen: Deshalb braucht Chelsea Einnahmen
Für Chelsea kommen die erwarteten Einnahmen sehr gelegen. Der Klub muss nach den Rekordausgaben in der Saison 2022/23 von 611,5 Millionen Euro nur für Ablösesummen von Spielern dringend bis zum 30. Juni Einnahmen verzeichnen, um keine Probleme mit der UEFA zu bekommen. Nach den seit 2022 geltenden Regeln dürfen – ohne Hinzunahme von Investorenmillionen – maximal 70 Prozent der Klubeinnahmen für Kaderkosten aufgewendet werden. Dies wird schrittweise über drei Jahre angewandt: 90 Prozent 2023/24, 80 Prozent im Folgejahr und ab 2025/26 dann die endgültigen 70 Prozent. Am 1. Juli wechselt die Saison auf 2023/24 und damit auch das Geschäftsjahr für die Vereine. Alle Ablösesummen, die jetzt noch vereinbart werden, gelten für das Geschäftsjahr 2022/23, auch wenn die Spieler offiziell erst im Juli bei ihrem neuen Verein unter Vertrag stehen.
Die Rekord-Einkäufe des FC Chelsea
Allein Koulibaly soll Chelsea rund 30 Mio. Euro bringen, so der „Guardian“. Der Innenverteidiger war erst zu Saisonbeginn für 38 Mio. Euro von der SSC Neapel nach London gewechselt und hatte für vier Jahre bis 2026 unterschrieben. Ablösesummen für gezahlte Spieler werden über die gesamte Vertragsdauer in den Geschäftsbüchern abgeschrieben, weshalb Chelsea sich die großen Investitionen leisten konnte. Spieler wie Enzo Fernández (22) oder Mykhaylo Mudryk (22) wurden deshalb gar bis 2031 gebunden. Die UEFA plant bereits, dieser Praxis Einhalt zu gebieten.
Ging Chelsea bei Koulibaly linear vor, stehen für sein erstes Vertragsjahr demnach 9,5 Mio. Euro in der Gewinn- und Verlustrechnung. Bei einer Ablöse von 30 Mio. Euro würde der Senegalese also sogar einen kleinen buchhalterischen Gewinn einbringen.
Mudryk & Co.: Vertragslaufzeiten bis 2030 und 2031
Robert Sánchez: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Stand: 12. Dezember 2023
Daten aus den Top-5-Ligen
Benoît Badiashile: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Djordje Petrovic: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Noni Madueke: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Cole Palmer: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Malo Gusto: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Roméo Lavia: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Lesley Ugochukwu: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Deivid Washington: Vertrag bis 2030 beim FC Chelsea
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Jarrod Bowen: Vertrag bis 2030 bei West Ham
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Destiny Udogie: Vertrag bis 2030 bei Tottenham
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Mykhaylo Mudryk: Vertrag bis 2031 beim FC Chelsea
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Enzo Fernández: Vertrag bis 2031 beim FC Chelsea
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Moisés Caicedo: Vertrag bis 2031 beim FC Chelsea
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Nicolas Jackson: Vertrag bis 2031 beim FC Chelsea
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Oihan Sancet: Vertrag bis 2031 bei Athletic Bilbao
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Jon Moncayola: Vertrag bis 2031 bei CA Osasuna
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Bei Al-Hilal dürfte Koulibaly auf Rúben Neves (26) treffen, für den der saudische Klub 55 Mio. Euro an die Wolverhampton Wanderers bezahlen will. Chelsea hofft laut dem „Telegraph“ mindestens 100 Mio. Pfund (116 Mio. Euro) für den Senegalesen, seinen Landsmann Mendy, Ziyech und womöglich Pierre-Emerick Aubameyang (34) sowie Callum Hudson-Odoi (22). Inter-Leihspieler Romelu Lukaku (30) soll einen Transfer von der Stamford Bridge nach Saudi-Arabien derweil abgelehnt haben.
Kritik mehrt sich: Gleicht Saudi-Arabien bewusst Chelseas Finanzen aus?
Über die Thematik der finanziellen Nachhaltigkeit hinaus gibt es kritische Stimmen, die mögliche betrügerische Tendenzen – oder Finanzdoping – bei den Transfers der Chelsea-Profis in die Wüste fürchten. Wie „Sportschau“-Journalist Chaled Nahar bei Twitter erläutert, verwaltet Chelseas Besitzerfirma „Clearlake Capital“ um Blues-Miteigentümer Behdad Eghbali ein großes finanzielles Volumen des saudischen Staatsfonds. Dass die Verluste des Unternehmens an Chelsea ausgeglichen werden, sei also auch im Interesse des Landes.
Experten halten dies im Gespräch mit dem Portal „The Athletic“ derweil für nicht wahrscheinlich. „Die Leute lesen viel zu viel in die Verbindungen zwischen PIF, Clearlake und Boehly hinein“, wird zum Beispiel Jordan Gardner, der selbst bereits in Fußballklubs investiert hat und nun Sportvereine finanziell berät. „PIF ist einer von vielen, vielen Investoren im gesamten Portfolio von Investitionen mit Clearlake. Auf dieser Ebene gibt es viele enge Beziehungen zwischen verschiedenen Private-Equity-Fonds, Staatsfonds und vermögenden Privatpersonen. Auch wenn es optisch nicht so aussieht, bin ich sicher, dass dies ausschließlich auf die bestehenden Beziehungen zwischen diesen Parteien zurückzuführen ist und nichts mit der Investition von PIF in Clearlake zu tun hat. Ich sehe hier weder einen Interessenkonflikt noch eine Verschwörung.“
„Clearlake“ hält 60 Prozent an Chelsea, teilt sich das Stimmrecht mit Todd Boehly.