TM-Interview
Nouri exklusiv: „MLS-Klubs nutzen Drohnen bei der Videoanalyse – abgefahren“
©TM/IMAGO
Transfermarkt: Trainer Alex Nouri in der MLS – wäre das etwas für Sie?
Nouri: Es war natürlich nicht meine Ambition, dafür Kontakt zu den Vereinen herzustellen. Ich wollte wirklich primär gucken, wie dort der Fußball funktioniert. Perspektivisch: Warum nicht? Der Markt entwickelt sich und ich habe viele Verwandte dort. Ich kann mir vorstellen, irgendwann mal dort zu arbeiten. Aber Jobsuche war nicht die Intention der Reise.
Transfermarkt: Nun sind Sie seit Ende Oktober 2017 vereinslos. Wie geht es in naher Zukunft bei Ihnen weiter?
Nouri: Mein Status ist, dass ich, bis es irgendwo wieder losgeht, die Zeit möglichst sinnvoll nutzen möchte – wie etwa durch solche Geschichten in den USA. Ich bin zudem in einer DFB-Fortbildungsreihe dabei, war ein paar Tage beim Handball-Team SC Flensburg-Handewitt, habe in Spanien und der Türkei Vereine und Trainingslager besucht. Natürlich ist es nach den Erfahrungen und den Reflektionen über die vergangene Arbeit so, dass man sagt: Man will wieder raus und das Gelernte anwenden.
Transfermarkt: Logisch! Gibt es konkrete Angebote?
Nouri: Ich habe mehrere Gespräche geführt. Aber es gibt nichts Konkretes, was ich Stand jetzt in den nächsten Wochen vermelden kann. Ich bin offen und höre mir viele Dinge an. Aber es muss passen und für mich sinnvoll sein. Daher lasse ich mir die nötige Zeit.
Transfermarkt: Hören Sie sich ligaunabhängig Anfragen an?
Nouri: Auch dahingehend bin ich offen, weil ich sage, dass das Projekt interessant sein muss. Ich muss eine Vision mit dem Verein teilen und mit dem Sportdirektor auf einer Wellenlänge arbeiten können. Das Gesamtprojekt ist entscheidend.
Die Traumelf von Ex-Werder-Coach Alexander Nouri
Transfermarkt: Auch lokal sind Sie demnach nicht gebunden? Ihre bisherigen Trainerstationen in Oldenburg und Bremen liegen ja dicht beieinander.
Nouri: Nein, überhaupt nicht. Mich interessieren neue Herausforderungen und es ist ein Stück weit meine Persönlichkeit, neue Dinge zu erfahren. Auch als Spieler war ich viel unterwegs, bin als Mensch zwischen zwei Kulturen mit verschiedenen Sprachen aufgewachsen (Nouri hat auch die iranische Staatsbürgerschaft; Anm. d. Red.). Mich persönlich interessiert es, mich weiterzuentwickeln.
Transfermarkt: Im Iran werden Sie spätestens seit Ihrer Zeit bei Werder Bremen hoch geschätzt. Kann das irgendwann mal ein Thema werden?
Nouri: Das liegt ja irgendwie auf der Hand, dass ich ein großes Interesse am bzw. eine Affinität für den iranischen Fußball habe – allein vor meinem kulturellen Hintergrund. Vergangenes Jahr war ich mit Werder Bremens Mediendirektor Michael Rudolph zusammen im Iran, auch als Experte im Live-Fernsehen nach dem entscheidenden WM-Quali-Spiel. Dort habe ich gesehen, was für eine Begeisterung von den Menschen für diesen Sport rüberkommt und was dieser für Brücken bauen kann. Deshalb finde ich das sehr interessant und kann mir vorstellen, dort zu arbeiten. Aber das ist Zukunftsmusik, die ich nicht konkretisieren kann.
© Alexander Nouri / Nouri im Stadion der Seattle Sounders mit Sportchef Chris Henderson
Transfermarkt: Zwischendurch mal eine Frage aus der TM-Community. User „Quote“ interessiert, ob Sie selbst in Foren wie Transfermarkt mitlesen oder gar -schreiben.
Nouri: Auf Transfermarkt bin ich oft, da es die detailliertesten Informationen zu Spielern auf einen Blick gibt. Aber in Foren weniger. Da diskutiere ich ungern mit und ich denke, dass man gut daran tut, nicht alles zu lesen – gerade, wenn es um einen selbst geht.
Transfermarkt: Inwiefern unterscheidet sich in Hinblick auf das so schnelllebige Geschäft Fußball die Betrachtung von Fans mit der von Profis?
Nouri: Ich kann die unterschiedlichen Sichten der Fans total nachvollziehen und bewerte diese in keiner Form. Deshalb ist Fußball ja so populär: Jeder bildet sich eine Meinung dazu. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich mich zu anderen Themen oder Vereinen äußere, ist das eher undifferenziert, weil ich null Hintergrundwissen habe. Aber ich finde die Kultur wichtig, da es die Popularität unseres Sports widerspiegelt. Das macht es greifbar und ist cool.
Transfermarkt: Sehr aktiv sind Sie auf Ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken.
Nouri: Da schon, genau. Ich lese da aber auch nicht jeden einzelnen Kommentar. Man darf das am Ende des Tages nicht zu nah an sich ranlassen. Aber das eine oder andere Statement auf seinem Kanal zu lassen, finde ich in der heutigen Zeit total wichtig.