Saison 2023/24 aus Effzeh-Sicht

Partout nicht wahrhaben wollte, aha.
Ich hatte eine andere Meinung und stehe dazu und jetzt? Musst du mich dafür doof von der Seite anmachen, cool. Schön für dich das du wohl recht hattest.

Da hast du natürlich recht. War meinerseits auch mit einem ordentlich Schuss Sarkasmus gemeint. Ich bin einfach unendlich genervt, wütend, enttäuscht über diese seit nun Jahrzehnten anhaltende Kombination aus Ambitionslosigkeit und Dilletantismus, die über diesem Club hängt.

Lemperle ist sicherlich ein guter, der seinen Weg in den Profi Fußball findet. Kann aber natürlich nicht unsere Stürmer Nummer eins sein. So wird es aber aller Voraussicht aber laufen. Tigges & Dietz…darüber will ich eigentlich gar nicht sprechen. Das sagt doch alles.

Wir hätten die Gelder, die wir im kommenden Sommer nicht ausgeben dürfen, im vergangenen Sommer 23 vorziehen müssen oder spätestens im vergangenen Winter, in dem wir wie Samsunspor vor das Schweizer Bundesgerichts hätten gehen müssen. Damit wäre die Transfersperre im Winter bis zum Gerichtstermin im Frühjahr aufgehoben worden und wir hätten mit dem endgültigen Wissen, juristisch chancenlos zu sein, erst Recht für die Rückrunde und neue Saison aufgerüstet. Dann plant man ja komplett anders und vor allem zweigleisig.
Und Keller darf nicht davon ausgehen, dass Spieler wie Chabot, Finkgräfe, Alidou, Schwäbe, Hübers, Huseinbasic, Ljubicic, Waldschmidt, Selke, Thielman und auch Maina, die sicherlich bessere Angebote aus der ersten Liga erhalten werden, bleiben wollen oder wenn sie gezwungen werden, motiviert sein werden. Vor allem nicht dann, wenn sich Ultras als die Paten von Köln aufspielen und den Jungs Angst einjagen. Das ist gestern definitiv passiert und ich fand die Bilder verstörend.
Dann sieht es mit Soldo, Kilian und einem Grünschnabel neben Heintz düster in der Abwehr aus. Zudem fehlen uns Alternativen im Sturm und wenn wir viel Pech haben, auch links hinten, im Defensiven Mittelfeld und der Torwartposition. Das ganze zieht zudem einen Rattenschwanz hinter sich her, weil wir Lücken mit Spielern aus der U23 füllen, die wiederum aus der U19, die aus der U17 usw.
Wenn es ganz schlecht läuft, was erstmals möglich wäre, landen wir 2025 in der dritten Liga und die U23 fünften Liga.

Wofür sollen wir eigentlich mannigfach Spieler kaufen, wenn wir doch eine solche Riege an Spielern haben, die für die erste Liga viel zu gut sind?

Was für ein besch****** Tag. Ich bin brutal enttäuscht. Schon gegen Bochum war ich es von der Leistung der Mannschaft, dass die gestern nochmal ne Schippe draufgelegtes hat, im Negativen, ich habe es mir nicht vorstellen können. Für mich war vorher klar: Wir gewinnen das Ding, nicht schön, aber wie vor drei Jahren gegen S04 irgendwie, und sind dann wieder voll im Geschäft.

Was bleibt ist pure Enttäuschung und die späte Einsicht, dass ich die Mannschaft und ihre Einzelteile in der Tat vollkommen überschätzt habe. Wenn man sieht, was in solchen Endspielen für Fehler begangen werden, wie völlig mittellos und fehlerbehaftet unser Mittelfeld agiert und harmlos unser Sturm, steht am Ende der Abstieg, was auch sonst hätten wir verdient. Der gute Profifußballer zeichnet sich vom mäßigen ja nicht dadurch aus, dass er schneller laufen, Flugbälle über 50m in den Lauf oder Bälle aus 20m in den Winkel ballern kann. Sondern dass er das in im Wettkampf unter Druck auf den Platz kriegt und die richtigen Entscheidungen trifft. Da mangelt es uns an allen Ecken und Enden, und zwar nicht erst, seit dem der Druck und die Blockade im Kopf die Beine belastet, sondern schon seit dem 1. Spieltag.

Was mir bei den vergangenen Abstiegen immer ein wenig Trost verschafft hat, ist die Aussicht darauf, dass ich den Großteil der Mannschaft in der neuen Saison nicht mehr würde ertragen müssen. Selbst dieser kleine Leuchtstreifen am Horizont wird uns nun genommen. Einen Kaderumbruch wird, kann es nicht geben. Wir „dürfen“ mindestens 90% der Spieler im neuen Jahr weiter im RES bei der Arbeit zusehen, sind selbst auf jene angewiesen, die zu normalen Zeiten schon längst keine Perspektive mehr beim Effzeh hätten.

Was Keller betrifft, hat er den bevorstehenden Abstieg natürlich zu großen Teilen zu verantworten. Das hat er, bei allen von ihm erklärten Gründen, ebenso nie abgestritten wie die Tatsache, dass er Fehler und Fehleinschätzungen begangen hat. Ich bin grundsätzlich, auch im Job oder der Politik, kein Freund von Rücktrittsforderungen, wenn jemand Fehler gemacht hat, sondern der Auffassung, man sollte die Leute genau dann in die Pflicht nehmen, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Oftmals ist es doch so, dass der Rücktritt oder gar die Entlassung der einfachste Ausweg für den Verantwortlichen selber ist.

Voraussetzung für diesen Ansatz ist natürlich, dass Kompetenz und Charakter zumindest nicht grundsätzlich in Frage stehen. Beides sehe ich bei Keller im positiven beantwortet, das widerspricht sich auch nicht mit den gemachten Fehlern dieser Saison, so dass ich gerne auf einen Wechsel auf der Position, der immer mit Kosten, Zeit, Vakuum und Risiken verbunden ist, verzichten würde. Neue Besen kehren eben nicht immer besser als alte.

Wichtiger als der Name, den der Geschäftsführer Sport gerade mal trägt, ist doch die Frage, was eigentlich die Wurzel des Misserfolgs der letzten drei Jahrzehnte ist?

Mich beschleicht das Gefühl, dass wir zu den Vereinen gehören, die einfach zu gut mit Misserfolg zurechtkommen, als dass dem Leistungsgedanken alles untergeordnet wird.

Das Kölsche Lebensgefühl, so sehr ich es auch liebe, ein leistungsförderndes ist es nicht. Da braucht man nur ins Kölsche Jrundjesetz schauen: Et is wie et es, et kütt wie et kütt, et hätt noch immer jod jejange, wat willste maache. Zusammengefasst: wir ergeben uns lieber gemütlich unserem Schicksal, als dass wir es selbst in die Hand nehmen.

Ich merke das ja an mir selber. Ich gehe nun seit nun 25 Jahren zu den meisten Heimspiel. Warum? Nun ja, sicherlich nicht, um schönen Fußball zu sehen. Sondern dem Gefühl des Zusammenhalts, der Gemeinschaft wegen, ja, auch der Folklore. Das gilt in gewisser Weise natürlich auch für Fans der anderen Vereine, in der Ausprägung ist das bei uns aber sicherlich eine Besonderheit.

Alle zwei Wochen Karneval für et Kölsche Hätz. Ja, ich brauche das. Spiel bzw. Ergebnis, Nebensache. In der Gemeinschaft etwas durchleiden, sich in einem rund von 50.000 gegenseitig stützen, trösten, hat halt auch was für sich. In der Disziplin ist der Kölner der allergrößte. En unserm Veedel hält man eben zosamme.

Der in der Rückrunde populäre Gesang der Süd „Wir sind die Weltmeister vom Rhing“ ist so ein weiteres vielleicht banales, aber doch treffend beschreibendes Charakterteilchen: „Jewinne könne mer net immer, ävver jünne könne, dat könne mer jod.“

Als ich dass das erste mal gehört habe in der Kurve stand ich erstmal, ob des Textes, kopfschüttelnd dar, bevor ich dann doch mit eingestimmt habe.

Ist diese Gelassenheit und das (zu gut) über sich selbst lachen könnende nun „schlimm“ oder genau das, was den FC so liebens-, Köln so lebenswert macht? Aus meiner Sicht jedenfalls ist es die Garantie, das gegenseitige Versprechen von hunderttausenden, dass dieser Verein eben wirklich „niemols unger jeht“.

Der FC wird, so lange es den Profi-Fussball gibt, niemals in die „Bedeutungslosigkeit“ abrutschen wie es dem FCK zeitweise ereilt ist, oder ein „ewiger Zweitligist“ werden wie der KSC oder den FCN. Dafür hat dieser Verein zu viele unerschütterliche Schultern, die ihn immer wieder auffangen werden. Die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, diesem Verein die Treue zu halten. Da kommt selbst das abenteuerlichste Missmanagement nicht gegen an, dafür reicht ein Blick in unsere Geschichtsbücher.

Unser Hätz schläät för dä FC Kölle, hätt de och nit nur Sonnesching. Und auch dieser Klassiker aus Müngersdorf handelt im Kern doch davon, dass der FC Fan gerade im Misserfolg zu seinem Verein steht. So wird Misserfolg, Auf und Ab dann irgendwann zum eigenen Selbstverständnis, zur Identität, treibt jene Stilblüten, die die Arbeit beim FC zum Kampf gegen Windmühlen macht und wird damit zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Es klingt vielleicht ein wenig pathetisch. Aber ich fürchte, ich hab mich dran gewöhnt und mich auch damit abgefunden.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von KSKChris am 21.04.2024 um 16:12 Uhr bearbeitet

Sehr schöner Beitrag KSK Chris!

Was Keller angeht so habe ich was eine mögliche Weiterbeschäftigung angeht zwar eine andere Meinung aber das ist bekanntlich Ansichtssache.

Ich finde klasse, dass Du einräumst, den Kader möglicherweise etwas zu positiv eingeschätzt zu haben, denn das zeigt, dass Du offen bist für Entwicklungen und deine Meinung dann auch anpassen kannst.

Ich hatte zB sehr früh das Gefühl, dass die Kaderqualität nicht ausreichen würde und es gen 2. Liga gehen könnte (würde). Die Gründe dafür hatte ich beschrieben. Nichts desto trotz habe ich bis dato gehofft und tue dies auch bis zum Schluss, dass der FC es doch noch irgendwie schafft, um dann umgekehrt sagen zu können, „ich habe den Kader zu schwach eingeschätzt“.

Leider ist die Chance mit dem gestrigen Spiel noch weiter gesunken.


Ich möchte nochmal etwas grundsätzliches loswerden, hinsichtlich der Mentalität, der Grundeinstellung.

Mir kommt es manchmal so vor und das verdenke ich auch niemandem, dass die letzten 20 Jahre FC zu einer großen Angst im Umgang mit Geld/Investitionen geführt haben.

Lieber vertritt man die Meinung, dass man die drei Millionen, die im Sommer noch zur Verfügung hatte (Keller hat das bestätigt) erst gar nicht investiert als „falsch“ anlegt. Und das obwohl noch Handlungsbedarf gewesen ist. Mit den drei Mio Euro hätte man auch leihen können (auch das hat Keller beschrieben).

Aber man hat dann die Füße stillgehalten, was ein Fehler war. Ok, Fehler passieren (müssen dann aber eben auch klar benannt werden) aber was dann eben bemerkenswert ist, ist dass nun im Nachgang (wo nun jeder klar sieht, dass Handlungsbedarf gewesen ist) immer noch von einigen die Rechtfertigung genannt wird, dass in der Vergangenheit so viel Geld verbrannt worden ist.

Liebe Leute, der FC ist nicht wieder ins wiederholt in Schieflage geraten weil Geld investiert worden ist, sondern weil es schlecht investiert worden ist. Das hängt an den handelnden Personen, die großteils keine gute Arbeit geleistet haben. Aber die Conclusion daraus kann nicht sein, dass man nicht mehr investiert obwohl Bedarf vorhanden war.

Es muss doch möglich sein, endlich mal ein paar Leute in den Verein zu integrieren die vernünftiges mit dem Geld anfangen und da habe ich halt bei Keller, aufgrund der vielen gravierenden Fehlentscheidungen große Bedenken weshalb ich auch für einen Austausch auf seinem Posten bin.

Wie auch immer, es ist alles geschrieben, das Spiel/das Wochenende muss nun erstmal sacken.

In dem Sinne schönen Sonntag

Der Effzeh ist auch der einzige Club, der es schafft, ein Jahrzehnttalent wie Wirz für Umme aus der U 17 abgejagt zu bekommen und dann selbst einen Nobody aus einer U 17 Lettlands zu holen und schließlich einer der ersten Proficlubs weltweit zu sein, der 1,5 Jahre keine Transfers mehr tätigen darf.

Das Ganze passiert dann auch noch in einer Zeit, wo ein Manager wie Keller die Idee hat, einfach mal generell keine Spieler zu verpflichten, damit man keine Schulden mehr hat.

Zeitgleich geht ein Skhiri ablösefrei, Hector hört mit Fußball auf.

Am Ende steht dann eine Mannschaft, wo Florian Kainz die einzige Identifikationsfigur ist und ein Davie Selke die Hoffnung im Sturm ist, zusammen mit einem Adamyan, der -sorry- aus 3 Metern an einem Scheunentor vorbeischießt.

Bin wirklich lange beim FC dabei - aber gerade ist mal wirklich zappenduster.

Es gibt einfach eine Sache, die sich beim FC wie ein roter Faden seit 30 Jahren durch den Verein zieht: Die Führung ist extrem inkompetent.
Und die Zuschauer jubeln auch noch und "stehen zusammen"... vielleicht sollte man dem Verein eher mal signalisieren: Ihr habts verbockt, kriegt eure Sachen mal auf die Kette, Fans muss man sich auch erarbeiten. Man kann in Köln nicht immer für Sch...e jubeln.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Picupardo am 21.04.2024 um 18:54 Uhr bearbeitet

Unterschreibe ich zu 100%.

Jetzt müssen aber auch Taten folgen!

Wir müssen aus der Situation heraus, wo wir nur noch reagieren, wenn es unausweichlich ist und stattdessen anfangen zu agieren. Ohne hierbei den Kopf zu verlieren.

Wir brauchen jemanden, der bei uns die Struktur eines professionellen Fußballclubs implementiert und den kölschen Klüngel bedingungslos vor die Tür setzt und auch der Politik, Stichwort Infrastruktur, ordentlich das Gas einstellt oder ebenfalls Konsequenzen zieht.

Ich persönlich traue so etwas nur Rangnick zu, wobei es ja nicht zwingend jemand aus dem Leistungssport sein muss. Jemand branchenfremdes würde evtl. von der nötigen Distanz profitieren.

Und dann müssen wir uns halt am Ende auch wieder mal neu erfinden. Zunächst sind wir verdammt, aus dem was wir haben, das beste zu machen.
Aber künftig würde ich mir ein System ähnlich wie in Kopenhagen wünschen, die mittels Technologie scouten und ein Spielsystem haben, wozu die Spieler dann haargenau passen.

Eckfahne? Wurstverkäufer? Ticketabknipser?

Sorry, also langsam wird's sehr müllig... Jemand Branchenfreundes? Im Ernst? Genau das, was man Keller vorwirft? Dass er nicht aus dem Spitzenfußball kommt und ihm deshalb die nötige Fußballkompetenz abgeht? Ja was denn nun?
Und endlich mal alte Zöpfe abschneiden und einen nachhaltigeren Weg gehen? Wäre doch mal was, oder?

Vielleicht sollte man nach solchen Spielen als vernünftige Person dieses Forum mal zwei, drei Tage meiden um keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden... Als ob es einem der FC nicht schon schwer genug machen würde. Teile der Anhängerschaft scheint sich ja richtig auf Misserfolge zu freuen, um nach dem nächsten "Neuanfang" schreien zu können.