03.03.2021 - 12:25 | Quelle: Transfermarkt.ru | Lesedauer: unter 16 Min.
AC Mailand
Alexander Merkel
Ex-Bochumer in Saudi-Arabien 

Merkel im Interview: Der Hype bei Milan „hat manchmal schon gestört“

Ex-VfL Bochumer Alexander Merkel: Hype bei AC Milan „hat gestört“
©transfermarkt.ru

Alexander Merkel ist viel herumgekommen und spielt seit Sommer 2020 für Al-Faisaly Harmah in Saudi-Arabien – seiner zehnten Profistation im siebten Land. Im Karriereinterview mit Transfermarkt.ru spricht der 29-jährige Mittelfeldspieler über seine Zeit in der Jugend des VfB Stuttgart, seinen Durchbruch bei der AC Milan und den um ihn entstandenen Hype, für ihn weniger positive Entscheidungen von Udinese Calcio oder warum es unter Frank Wormuth bei Heracles Almelo so gut für ihn lief. Außerdem erzählt Merkel, wie er sich im Mittleren Osten eingelebt hat, welche Ziele er mit der kasachischen Nationalelf hat und warum ihn die lokalen Medien in seinem Heimatland womöglich weniger mögen als seine Auswahlkollegen.


Transfermarkt: Als Sie zum VfB Stuttgart gewechselt sind, waren Sie erst ein paar Jahre in Deutschland. Wie war es, direkt in eine der besten Jugendakademien des Landes zu kommen?


Alexander Merkel: Es war ein sehr schönes Gefühl, denn es war der erste Schritt in Richtung Profi-Fußball und etwas ganz anderes, als im kleinen Verein zu kicken. Ein Profiverein ist da etwas ganz anderes und die Chance, eine gute Ausbildung zu bekommen. Man spielt gegen die Besten seines Alters – nicht nur aus der Region, sondern aus dem ganzen Land und kann somit besser werden.


Marktwert
Alexander Merkel
A. Merkel Zentrales Mittelfeld
800 Tsd. €


Transfermarkt: Nach fünf Jahren in Stuttgart gingen Sie zur AC Milan nach Italien, wo Sie zum Profi wurden und mit Zlatan Ibrahimovic & Co. Meister wurden. Es folgten Stationen u. a. in Genua und Udine, durchsetzen konnten Sie sich aber nie so wirklich. Wieso hat es in Italien letztlich nicht geklappt? Zum Ende hin fehlten Sie lange verletzt...


Merkel: Der Kreuzbandriss 2015 war natürlich ein sehr bitterer Rückschlag, gerade nach der Vorbereitung und der harten Arbeit über zwei Monate bei Udinese. Nach der Rückkehr von meiner Leihe zu den Grasshoppers hatte ich mir einen Stammplatz erkämpft. Das war meine erste ernsthafte Verletzung und ich habe lange gebraucht, um wieder fit zu werden. Während der Reha hat man oft Rückschläge und muss sehr geduldig und vorsichtig sein. Du siehst deine Teamkameraden trainieren und Spaß am Fußball haben, aber du hast nur Reha und weißt nicht, wann du bereit bist. Da spielt auch die Psychologie mit. Man denkt sich: „Was ist, wenn das noch mal passiert?“ Man macht sich automatisch Gedanken über seine Karriere. Aber am Ende hat die Vorfreude auf das Spiel bei mir überwogen und ich habe nur noch an eine Rückkehr auf das Spielfeld gedacht. Dass es insgesamt nicht nachhaltig geklappt hat, möchte ich aber nicht auf die Verletzung schieben. Es ist einfach nicht gut gelaufen für mich und ich habe einen Cut gebraucht, einen Tapetenwechsel. Da war der Wechsel 2016 zurück nach Deutschland, zum VfL Bochum, genau das richtige für mich.


Leistungsdaten
Alexander Merkel
A. Merkel Zentrales Mittelfeld
Gesamte Leistungsdaten
Serie A
Spiele
32
Tore
1
Vorlagen
3


Transfermarkt: Bei Milan debütierten Sie mit 18 und sollten gleich den Spielmacher geben. War der Hype damals dann doch zu viel?


Merkel: So viel Rummel um einen herum ist nicht besonders förderlich. Besonders, wenn man sehr jung und unerfahren ist und sich auf den Fußball fokussieren muss. Manchmal hat das schon gestört. Aber so ist es nun einmal und als Profi muss man das ausblenden können. Obwohl ich so viel Aufmerksamkeit nie wollte, aber so etwas kann man nicht einfach abstellen. Ich kann verstehen, wieso ich damals für viele so interessant war. Das hat bei vielen wohl auch falsche Erwartungen geschürt, während es für mich einfach ein Traum war, Seite an Seite mit Legenden wie Ronaldinho, Zlatan Ibrahimovic, Andrea Pirlo, Alessandro Nesta oder Gennaro Gattuso zu trainieren und zu spielen.


© imago images - In einem Team mit van Bommel, Boateng & Co.: Alexander Merkel feiert AC Milans Meisterschaft 2011


 


Merkel: „Es gab ja auch Anfragen aus der Bundesliga“


Transfermarkt: Wieso hat es mit der Bundesliga nicht geklappt? Der Wunsch war doch sicher mal da.


Merkel: Ja natürlich, es gab ja auch Anfragen aus der Bundesliga, 2014, als ich bei Udinese war zum Beispiel. Es gab sogar konkrete Angebote von zwei Bundesligisten. Aber der Verein hat entschieden, mich an Watford zu verleihen. Das war die Entscheidung der Vereinsführung. Und ich war verpflichtet, dem Wunsch des Präsidenten zu entsprechen, da ich einen gültigen Vertrag hatte. Ich hatte bis zuletzt versucht, ihn davon zu überzeugen, dass die Bundesliga besser für mich wäre. Aber im Fußball bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke. Meine Meinung wurde am Ende leider nicht berücksichtigt, obwohl die Championship nicht wirklich zu mir gepasst hat. Ich war natürlich enttäuscht darüber, denn es wäre eine tolle Chance für mich gewesen. Aber nicht alles im Leben kann klappen. Ich trauere dem nicht hinterher.



Transfermarkt: Ihr Ex-Klub VfL Bochum hat das zentrale Mittelfeld in dieser Saison mit Raman Chibsah verstärkt. Gab es irgendwann mal Gespräche mit dem Verein über eine mögliche Rückkehr?


Merkel: Bochum ist ein super Verein und die Zeit im Ruhrpott war sehr schön, auch wenn es für mich auf dem Platz nicht so gut lief. Gespräche über eine mögliche Rückkehr gab es nicht. Aber ich drücke dem VfL die Daumen, dass es in dieser Saison mit dem Aufstieg klappt.


Leistungsdaten
Alexander Merkel
A. Merkel Zentrales Mittelfeld
VfL Bochum
VfL Bochum
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
14
Tore
0
Vorlagen
1


Transfermarkt: Haben Sie noch das Ziel, es mal in der Bundesliga zu versuchen? Vor einiger Zeit sprachen Sie in einem Interview über Ihren Jugendklub VfB Stuttgart. Ist das überhaupt noch denkbar?


Merkel: Ich weiß, welches Interview gemeint ist (lacht). Aber da wurde meine Aussage etwas verdreht, was wohl zu Gerüchten geführt hat. Ich bin realistisch und ich glaube nicht, dass sich die Chance ergeben wird, obwohl es natürlich sehr schön gewesen wäre, noch einmal für meinen Jugendklub aktiv zu werden. Aber Kontakt gab es da keinen. Ein Engagement in der Bundesliga wäre natürlich toll. Aber ich will nicht auf Teufel komm raus in meiner Karriere noch mal in der Bundesliga spielen, nur um einen Haken in einer imaginären Liste zu setzen. Mein Ziel ist es jetzt jede Minute auf dem Spielfeld zu genießen und neue Erfahrungen zu sammeln, die ich im späteren Leben nutzen kann.


Transfermarkt: Wie würden Sie Ihre Zeit bei Heracles Almelo beschreiben?


Merkel: Das war Fußball pur in den Niederlanden und meine persönlich beste Fußballzeit. Ich habe von Verein und Trainer viel Vertrauen bekommen, war einer der Leader des Teams. Der Fußball in der Eredivisie kam mir entgegen. Man spielt dort keine langen Bälle nach vorne, sondern versucht, immer von hinten aufzubauen, macht viele kurze Pässe. Der Fokus liegt viel mehr auf der Technik und dem Spielverständnis als auf der Physis. Das sieht man daran, wie viele starke Flügelstürmer die Liga hat. Chidera Ejuke zum Beispiel, der zu ZSKA gewechselt ist, ist eine Rakete. Er kann locker drei Leute stehen lassen und hat auch noch eine super Einstellung. Wenn er sich in Russland eingewöhnt hat, kann er zu einem der besten Spieler der Liga werden. Seine Entwicklung in der Eredivisie war beachtlich.


© imago images / Alexander Merkel hatte bei Heracles Almelo von 2018 bis 2020 eine der besten Phasen seiner Karriere
Alexander Merkel hatte bei Heracles Almelo von 2018 bis 2020 eine der besten Phasen seiner Karriere


Transfermarkt: Wie haben sich deine Position und deine Aufgaben auf dem Spielfeld in den vergangenen Jahren verändert? Wir haben das Gefühl, dass Sie nun defensiver spielen als früher.


Merkel: Sehr gut beobachtet! Ja, das ist tatsächlich so, bei Heracles hat sich meine Position auf dem Platz verändert. Ich spiele seitdem auf als Sechser oder Achter, wo ich mich um einiges wohler fühle, als im offensiven Mittelfeld oder auf den Außenpositionen. Hier habe ich den Ball mehr am Fuß und kann das Spiel aufbauen. Mit dem Gesicht zum Tor zu spielen liegt mir viel mehr, denn so sehe ich das Spielfeld und kann den Ball besser verteilen und der Mannschaft im zentralen Mittelfeld die nötige Sicherheit geben. Das habe ich in erster Linie meinem Trainer Frank Wormuth und seinen Assistenten in Almelo zu verdanken. Ich habe zum ersten Mal seit Jahren wirklich auf der Position gespielt, auf der ich mich am wohlsten fühle und meine Stärken ausspielen konnte. Bei Heracles waren die spielerischen Aspekte einfach im Vordergrund und das ist die Spielweise, die mir am besten liegt. Auf der „neuen“ Position habe ich mich sehr schnell eingelebt, fühle mich wohl und das Vertrauen des Trainers war hier enorm wichtig für mich.  


Leistungsdaten
Alexander Merkel
A. Merkel Zentrales Mittelfeld
Heracles Almelo
Heracles Almelo
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
63
Tore
2
Vorlagen
6


Transfermarkt: Wenn es dort so gut lief: Wieso sind Sie nicht in Almelo geblieben?


Merkel: Die Möglichkeit gab es, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren. Der Schritt nach Saudi-Arabien war gut für mich. Ich scheue mich nicht davor, in ein neues Land zu gehen und neue Kulturen kennenzulernen.


Merkel bestätigt: Gab 2020 auch konkretes Interesse von Vereinen in Russland


Transfermarkt: Gab es auch Angebote aus anderen europäischen Ländern?


Merkel: Ja, die gab es. Da war etwa konkretes Interesse von ein paar Vereinen in Russland. Auch ein paar lose Anfragen aus der 2.Bundesliga und Kasachstan. Aber Al-Faisaly wollte mich unbedingt und hat sich drei Monate um mich bemüht. Am Ende war ihr Angebot das konkreteste und beste, während es bei anderen Vereinen entweder kein konkretes Angebot gab oder mir meine angedachte Rolle in der Mannschaft nicht wirklich klar war. Ich weiß natürlich, was sich viele Leute gedacht haben, als ich nach Saudi-Arabien gegangen bin: „Ach, ist doch klar, der macht es nur für das Geld.“



Als wir Ende der 90er nach Deutschland als Migranten kamen, hatten wir nichts und jetzt will ich natürlich, dass es meiner Familie in Zukunft an nichts fehlt



Transfermarkt: Der Gedanke, das werden Sie zugeben, liegt nahe…


Merkel: Ich will nicht leugnen, dass das Geld dabei auch eine wichtige Rolle gespielt hat. Aber auch ein Ingenieur bei Daimler geht mal für ein paar Jahre nach China, weil es sich finanziell lohnt und der Karriere hilft. In anderen Berufen lehnt man ein besseres Angebot meistens auch nicht ab, nur weil der Job etwas weiter weg wäre. Fußball ist sehr schnelllebig, man spielt eine schlechte Saison und ist weg vom Radar, oder eine Verletzung kann allem ein frühes Ende setzten. Man muss auch an das Leben nach der Karriere denken und sich klar machen, dass man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder so verdienen wird und seiner Familie ein bestimmtes Niveau bieten kann. Als wir Ende der 90er nach Deutschland als Migranten kamen, hatten wir nichts und jetzt will ich natürlich, dass es meiner Familie in Zukunft an nichts fehlt. Dieser Aspekt spielt natürlich immer eine Rolle. Eins habe ich schon vor Jahren beschlossen…


Transfermarkt: …führen Sie das gern weiter aus!


Merkel: Dass ich, egal wo ich bin, immer das Spiel genießen möchte. Und wenn die Bedingungen hier für meine Familie und mich passen und man mich hier gerne haben will, was spricht dann dagegen? Zum anderen hat sich wegen der Corona-Pandemie der Markt verändert, das sieht man ja auch an den Transfers. Das hat sich auch bei der Anzahl an möglichen Varianten und Angeboten bemerkbar gemacht. Viele gute Fußballer in Deutschland, die ich kenne, hatten Probleme, einen neuen Verein zu finden. Ich habe hier noch Vertrag bis Sommer 2022, bin dann erst 30 und kann dann eine neue Herausforderung in Angriff nehmen.


Leistungsdaten
Alexander Merkel
A. Merkel Zentrales Mittelfeld
Al-Faisaly FC
Al-Faisaly FC
Saison 20/21
Saudi Pro League
Spiele
27
Tore
1
Vorlagen
2


Transfermarkt: Wie würden Sie das Niveau der Professional League im Vergleich zu europäischen Ligen einschätzen?


Merkel: Ich war doch recht überrascht über das Niveau der Liga hier. Es ist eine sehr physisch betonte Liga, aber die ersten fünf Teams sind auch spielerisch stark. Dennoch kann hier jeder jeden schlagen, was die Liga natürlich spannend macht. Die Professional League gilt ja nicht umsonst als beste Liga im Mittleren Osten und gehört zu den Top-4 Asiens. Es ist natürlich schwer, einen Querverglich mit Europa herzustellen, aber die Liga hier könnte zu den Top-15 Europas gehören. Das Niveau ist recht hoch, da viele erfahrene Spieler in der Liga spielen und im Gegensatz zu China hat man hier keine so strenge Regelung für Ausländer, weswegen es so einige gute Spieler hier gibt.


Transfermarkt: So weit weg von der Heimat zu sein, ist doch sicher gerade in der Pandemie eine Herausforderung.


Merkel: Meine Familie ist bei mir und das ist das wichtigste für mich. Sonst hat man hat hier auch alles, was man braucht und es ist sehr europäisch. Wenn man sich etwas anpasst und die Kultur respektiert, wird man sich hier wohlfühlen. Da die Saison läuft, habe ich sowieso keine Zeit zu reisen, es gab ja wegen der Verschiebung des Spielplanes keine Winterpause und wir werden bis Mai durchspielen. Somit ist das für mich kein Handicap. Dazu kommt, dass man hier keinen Lockdown wie in Europa hat. Zwar gibt es Beschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen, aber alles hat offen und das öffentliche Leben geht mit kleinen Einschränkungen wie gewohnt weiter.



Transfermarkt: Gab es für Sie Herausforderungen in Bezug auf die klimatischen Bedingungen und die neue Kultur?


Merkel: Die kulturellen Unterschiede und die Mentalität sind natürlich eine Herausforderung. Aber wenn man der Kultur und Religion mit Respekt begegnet, wird man hier sehr gut behandelt. Die Menschen sind sehr offen und freundlich. Die Kultur hier ist ganz anders, als wir uns das in Europa vorstellen oder aus den Medien kennen. Ich wohne in Riad und das ist eine sehr moderne Stadt, man hat hier wirklich alles. So etwas habe ich vielleicht in Metropolen wie London oder Moskau gesehen. Das Klima ist natürlich krass bei Temperaturen über 40 Grad und sehr hoher UV-Einstrahlung. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich auch daran. Anfangs war mein Shirt im Training nach fünf Minuten durchgeschwitzt und ich habe kaum Luft bekommen. Aber mein Körper hat sich umgestellt und nun ist es wesentlich einfacher. Im Winter ist es hier auch deutlich kühler und das Training und die Spiele finden entweder früh morgens statt oder abends nach Sonnenuntergang. Tagsüber kann man eigentlich nur jetzt im Januar und Februar spielen.



Ich kann mir durchaus vorstellen, in Zukunft dort zu spielen. Besonders die russische Premier Liga wäre für mich interessant



Transfermarkt: Sie sind in Almaty geboren. Sind die Ligen in Russland oder Kasachstan in Hinblick auf Ihre weitere Karriere interessant für Sie?


Merkel: Ja natürlich, ich spreche Russisch und verfolge natürlich die Ligen. Ich kann mir durchaus vorstellen, in Zukunft dort zu spielen. Besonders die russische Premier Liga wäre für mich interessant. Das Niveau dort ist ziemlich hoch und die Meisterschaft immer äußerst spannend. Dort können immer vier, fünf Teams um den Titel spielen.  



Transfermarkt: Verfolgen Sie die Liga aktiv?


Merkel: Ich schaue die russische Premier Liga, wenn sich die Zeit ergibt. Ich finde, Zenit spielt sehr guten Fußball. Das Team hat mir seit dem Sieg im UEFA-Cup schon immer gefallen. Aber auch Rostov und Krasnodar gefallen mir mit ihrer Spielweise, da sie offensiven Fußball spielen. Aktuell gefällt mir auch, was bei Rubin und Dinamo Moskau aufgebaut wird. Das sind sehr interessante Mannschaften mit starken Trainern. In Kasachstan drücke ich Kairat Almaty die Daumen, da das meine Heimatstadt ist.


Merkel dementiert Gerüchte um russische Nationalelf – Das ist mit Kasachstan drin


Transfermarkt: Im Herbst 2020 gab es eine unschöne Geschichte mit dem kasachischen Pass. Die lokalen Medien haben Ihnen vorgeworfen, diesen unrechtmäßig erworben und damit Gesetze verletzt zu haben. Das wurde auch als Grund für Ihr Fehlen bei der Nationalmannschaft im Herbst aufgeführt…


Merkel: Da haben die Medien viel erfunden und für eine gute Schlagzeile übertrieben. Ich bin in Kasachstan geboren und habe einen Teil meiner Kindheit dort verbracht. Somit war ich von Geburt an kasachischer Staatsbürger und hatte schon immer ein Anrecht auf den Pass. Im Herbst war dieser allerdings abgelaufen und der Verband hat es nicht rechtzeitig geschafft, ihn mir zu verlängern. Das war der Grund für mein Fehlen bei den Länderspielen. Aber der Verband will mir helfen, so schnell wie möglich meinen Pass zu verlängern, damit ich schon im März wieder dabei sein und meinem Team bei den wichtigen Quali-Spielen helfen kann. Ich fand es schade, dass ich der Mannschaft aus bürokratischen Gründen nicht helfen konnte, aber wegen der Pandemie verzögert sich aktuell vieles.


Köhn bis Kimmich: Wertvollste Spieler aus der VfB-Jugend

10 Philipp Köhn (AS Monaco) – Marktwert: 7 Mio. €
© IMAGO

Stand: 17. Dezember 2023

1/10

8 Sead Kolasinac (Atalanta) – Marktwert: 8 Mio. €
© IMAGO

2/10

8 Rani Khedira (Union Berlin) – Marktwert: 8 Mio. €
© IMAGO

3/10

7 Odysseas Vlachodimos (Nottingham) – Marktwert: 10 Mio. €
© IMAGO

4/10

6 Bernd Leno (Fulham) – Marktwert: 12 Mio. €
© IMAGO

5/10

5 Thilo Kehrer (West Ham) – Marktwert: 13 Mio. €
© IMAGO

6/10

4 Timo Werner (RB Leipzig) – Marktwert: 17 Mio. €
© IMAGO

7/10

3 Antonio Rüdiger (Real Madrid) – Marktwert: 32 Mio. €
© IMAGO

8/10

2 Serge Gnabry (FC Bayern) – Marktwert: 45 Mio. €
© IMAGO

9/10

1 Joshua Kimmich (FC Bayern) – Marktwert: 75 Mio. €
© IMAGO

10/10


Transfermarkt: Nicht nur wegen dieser Geschichte kann man den Eindruck bekommen, dass die Meiden in Kasachstan Ihnen gegenüber nicht immer positiv eingestellt sind.


Merkel: Ich habe schon vor ein paar Jahren den Entschluss gefasst, nicht zu lesen, was die Medien dort über mich schreiben – egal ob Gutes oder Schlechtes. Diese negative Einstellung kann ich mir allerdings auch nicht erklären. Eventuell liegt es daran, dass ich nie in Kasachstan gespielt habe und viele meinen, ich hätte keinen Bezug zum Land und wäre nur wieder einen weiteren Legionär, der auf Einladung des Verbandes oder des Geldes wegen für Kasachstan spielt. In der Geschichte der Nationalmannschaft gab es ja ein paar Spieler, die der Elf nicht wirklich etwas geben konnten. Für mich ist es allerdings eine Ehre, für mein Geburtsland und die Heimat meiner Eltern spielen zu dürfen.



Transfermarkt: Erstmals eingeladen wurden Sie 2015.


Merkel: Und da habe ich keinen Augenblick gezögert, die Einladung anzunehmen. Auch wenn ich meine fußballerische Ausbildung in Deutschland bekommen habe, liegen meine Wurzeln in Kasachstan und in der modernen Welt ist es mittlerweile ganz normal, dass man auch zwei Länder Heimat nennen kann. Im Fußball gibt es heutzutage sehr viele positive Beispiele. Ein toller Spieler wie Denis Cheryshev hat seine Heimat im etwa selben Alter verlassen wie ich und ist in Spanien aufgewachsen. Dennoch ist er ein wichtiger Spieler für Russland und hilft seinem Team sehr oft. Wieso sollte es also bei gleicher Ausgangslage für mich nicht in Ordnung sein, für Kasachstan zu spielen? Ich hoffe, ich kann die Fans und die Medien in Kasachstan mit meinen Leistungen in den anstehenden Spielen vom Gegenteil überzeugen



Ich will den Fans keine falschen Hoffnungen machen, man muss realistisch bleiben



Transfermarkt: Wie sehen Sie Ihre Chancen in der WM-Qualifikation? Die Gruppe mit Weltmeister Frankreich, Ukraine, Finnland und Bosnien hat es in sich.


Merkel: Das Losglück war da definitiv nicht auf unserer Seite und wir haben eine echt harte Gruppe erwischt. Zum Start geht es gleich gegen die zwei härtesten Gegner: Frankreich und Ukraine. Ich will den Fans keine falschen Hoffnungen machen, man muss realistisch bleiben. Aber für uns als Team sind solche Spiele auch eine Chance, uns gegen die stärksten Gegner zu beweisen und auf unsere Nationalmannschaft aufmerksam zu machen. Wir müssen uns in diesen Spielen voll reinhängen und jeder Einzelne sein Bestes geben.


Transfermarkt: Vor einigen Jahren gab es Gerüchte, dass Sie auch für Russland spielen könnten. Was war da am Ende wirklich dran?


Merkel: Wie schon richtig angemerkt, waren es nur Gerüchte. Diese kamen wohl zustande, weil ich mit 17 oder 18 in einem Interview mit einer russischen Zeitung gesagt habe, dass ich für die „Sbornaja“ mitfiebere und es mir vorstellen kann, für Russland aufzulaufen. Das war allerdings jugendliche Träumerei und hatte nichts mit der Realität zu tun. Zwischen 2008 und 2010 hatte Russland eine sehr starke Mannschaft mit Arshavin, Zhirkov und Co. Sie waren ja nicht umsonst im Halbfinale der EM. Damals hat jeder Migrant in Deutschland aus der ehemaligen Sowjetunion der Mannschaft die Daumen gedrückt. Ich drücke Russland auch heute noch die Daumen, außer es geht gegen uns. (lacht) Aber an einer möglichen Nominierung war nie etwas dran und es ist nicht wahr, dass man mir angeboten hat, für Russland zu spielen. Ich habe nur eine Einladung für eine Nationalmannschaft erhalten: Kasachstan.


Interview: Artjom Zavodnyk (VfB-Devil)

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r4pid Deportivo Toluca r4pid 05.03.2021 - 10:41
Zitat von HerthaKoriBSC
Ob die zur "Familie" gehören oder nicht ist irrelevant.
Und warum war er verpflichte weil er ein gültigen Vertrag hatte. Aber wenn der Spieler selbst sagt das es für seine Entwicklung besser wäre nach DE zu kommen, verstehe ich es erst Recht nicht. Man will doch bei einer Leihe das der Spieler Einsatzzeiten bekommt und sich weiter entwickelt.

Das grenzt ja schon fast an Menschenhandel!

Du kennst den Vertrag wohl genauso gut wie jeder andere User hier in diesem Forum, nämlich garnicht. Vielleicht ist es bei Verträgen bei Udinese/Watford Usus, dass man da mitunterschreibt, dass die Vereinsführung munter zwischen den Klus verschieben kann, wenn sie das als sinnvoll sehen und das Spielergehalt bei U/W gleich bleibt. Du weißt es nicht, ich weiß es nicht, aus dem Text heraus aber durchaus vorstellbar. Da der Fokus von Spielern und Vereinen auch ein anderer ist, liegt auch hier der Gedanke "Spieler will sich verbessern, aber wir wollen Watford stärken, also ab dahin" nahe. Einsatzzeiten hat er in England ja bekommen, ganze 550 Minuten und damit um 550 mehr als bei Udinese in der kompletten Hinrunde 13/14.
HerthaKoriBSC HerthaKoriBSC 05.03.2021 - 09:15
Zitat von Jay_Cook
Zitat von HerthaKoriBSC

Ich fand diesen Absatz hier sehr merkwürdig:

Ja natürlich, es gab ja auch Anfragen aus der Bundesliga, 2014, als ich bei Udinese war zum Beispiel. Es gab sogar konkrete Angebote von zwei Bundesligisten. Aber der Verein hat entschieden, mich an Watford zu verleihen. Das war die Entscheidung der Vereinsführung. Und ich war verpflichtet, dem Wunsch des Präsidenten zu entsprechen, da ich einen gültigen Vertrag hatte. Ich hatte bis zuletzt versucht, ihn davon zu überzeugen, dass die Bundesliga besser für mich wäre. Aber im Fußball bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke. Meine Meinung wurde am Ende leider nicht berücksichtigt, obwohl die Championship nicht wirklich zu mir gepasst hat. Ich war natürlich enttäuscht darüber, denn es wäre eine tolle Chance für mich gewesen.

Mir war nicht klar das ein Spieler an einen Verein verliehen werden kann, obwohl der Spieler das nicht möchte.
Das ist ja unglaublich... War der Meinung das der Spieler da schon einiges zu sagen hat.
Aber im Fußball wundert mich nix mehr.


Ich vermute dass es in dem Beispiel daran liegt, dass Watford und Udinese der Familie Pozzo gehören. Die verschieben quasi die Spieler untereinander. Und daher vermute ich, dass man ihn in den eigenen Reihen halten wollte.


Ob die zur "Familie" gehören oder nicht ist irrelevant.
Und warum war er verpflichte weil er ein gültigen Vertrag hatte. Aber wenn der Spieler selbst sagt das es für seine Entwicklung besser wäre nach DE zu kommen, verstehe ich es erst Recht nicht. Man will doch bei einer Leihe das der Spieler Einsatzzeiten bekommt und sich weiter entwickelt.

Das grenzt ja schon fast an Menschenhandel!
Jay_Cook Karlsruher SC Jay_Cook 05.03.2021 - 08:33
Zitat von HerthaKoriBSC
Ich fand diesen Absatz hier sehr merkwürdig:

Ja natürlich, es gab ja auch Anfragen aus der Bundesliga, 2014, als ich bei Udinese war zum Beispiel. Es gab sogar konkrete Angebote von zwei Bundesligisten. Aber der Verein hat entschieden, mich an Watford zu verleihen. Das war die Entscheidung der Vereinsführung. Und ich war verpflichtet, dem Wunsch des Präsidenten zu entsprechen, da ich einen gültigen Vertrag hatte. Ich hatte bis zuletzt versucht, ihn davon zu überzeugen, dass die Bundesliga besser für mich wäre. Aber im Fußball bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke. Meine Meinung wurde am Ende leider nicht berücksichtigt, obwohl die Championship nicht wirklich zu mir gepasst hat. Ich war natürlich enttäuscht darüber, denn es wäre eine tolle Chance für mich gewesen.

Mir war nicht klar das ein Spieler an einen Verein verliehen werden kann, obwohl der Spieler das nicht möchte.
Das ist ja unglaublich... War der Meinung das der Spieler da schon einiges zu sagen hat.
Aber im Fußball wundert mich nix mehr.


Ich vermute dass es in dem Beispiel daran liegt, dass Watford und Udinese der Familie Pozzo gehören. Die verschieben quasi die Spieler untereinander. Und daher vermute ich, dass man ihn in den eigenen Reihen halten wollte.
Autor
Vfb-Devil
Artjom Zavodnyk
TM-Username: Vfb-Devil

Coordinator International Department, Area Manager Eastern Europe

Alle Beiträge des Autors
Alexander Merkel
Hatta Club
Alexander Merkel
Geb./Alter:
22.02.1992 (32)
Nat.:  Kasachstan Deutschland
Akt. Verein:
Hatta Club
Vertrag bis:
31.05.2024
Position:
Zentrales Mittelfeld
Marktwert:
800 Tsd. €
AC Mailand
Gesamtmarktwert:
533,45 Mio. €
Wettbewerb:
Serie A
Tabellenstand:
2.
Kadergröße:
26
Letzter Transfer:
Filippo Terracciano
Al-Faisaly FC
Gesamtmarktwert:
5,21 Mio. €
Tabellenstand:
6.
Kadergröße:
32
Letzter Transfer:
Saad Al-Muwallad
VfL Bochum
Gesamtmarktwert:
63,10 Mio. €
Wettbewerb:
Bundesliga
Tabellenstand:
14.
Kadergröße:
29
Letzter Transfer:
Agon Elezi
Kasachstan
Gesamtmarktwert:
21,50 Mio. €
Kadergröße:
25