20.06.2015 - 14:20 | Quelle: Transfermarkt.de | Lesedauer: unter 4 Min.
Shanghai Port
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Neue Fanreporter-Serie 

Mein Stadion-Erlebnis: Shanghai SIPG gegen Guizho Renhe

Mein Stadion-Erlebnis: Shanghai SIPG gegen Guizho Renhe
©TM/IMAGO

Der Stadionbesuch: für viele Fußballfans der wichtigste Termin in der Woche. Die Mannschaft unterstützen, Freunde treffen, gemeinsam feiern oder trauern. Für manche Fans hat sich auch das Besuchen fremder Stadien - das Groundhopping - zu einer Lebensaufgabe entwickelt. Je exotischer, umso besser. In einer neuen Fanreporter-Serie erzählen TM-User über ihre Erlebnisse in den verschiedenen Stadien rund um den Globus. Den Anfang macht User „Siggi_DD“, der Eindrücke aus Shanghai schildert.



Im Rahmen meines Auslandsstudiums habe ich ein Jahr in Shanghai verbracht. Für mich als fußballbegeisterten, jungen Mann war im Vorfeld schon klar: Ich will chinesischen Fußball sehen! Hat Shanghai doch mit Shanghai SIPG, Shanghai Shenxin und mit Shanghai Greenland Shenhua gleich drei Erstligisten in der Chinese Super League zu bieten.



Entschieden habe ich mich im Mai 2014 für Shanghai SIPG, das auch East Asia genannt wird. Besonders das Stadion hat mein Interesse geweckt, spielt der Klub doch im Shanghai Stadium, das bis zu 65.000 Menschen Platz bietet.


Wie es ein Großteil der Fußballfans nun mal so macht, habe ich mich vor dem Gang in die Arena mit Bier eingedeckt. Im Stadion gibt es nämlich keine Verpflegung, man kauft sich üblicherweise vorher außerhalb alles, was man braucht und nimmt es dann mit. Auch die Karten für das Stadion muss man nicht offiziell am Schalter kaufen, es stehen genug Straßenhändler vor dem Stadion. Das Interessante dabei: Der Preis ist Verhandlungssache. Oftmals kann man so ein Schnäppchen machen.



Also bin ich mit meinem Sechserpack Dosenbier und einer Karte für circa acht Euro an den Einlass gegangen. Ein wenig mulmig war mir ja schon, ich hatte Angst vor Fälschungen. Und normalerweise gibt es in Deutschland keine Chance auf Einlass mit mehreren Dosenbieren unterm Arm. Aber: andere Länder, andere Sitten! Ich bin ohne Probleme durchgekommen und freute mich auf das Fußballerlebnis. Ich habe mich weiter oben hingesetzt, um so viel wie möglich von den Fans und dem Spiel aufzunehmen.


Die Heimspiele Shanghai SIPGs werden im Schnitt von 8000 bis 10.000 Zuschauern besucht. Die beiden Geraden sind gefüllt, die Kurven aber zum Großteil gesperrt, da sowieso nicht so viele Zuschauer kommen. Imponiert hat mir die Stimmung: organisierter, lauter Support, eine Menge Fahnen, Banner und Gesänge. Ein Capo, der die Menschen anheizte. Jeder in der Kurve hatte ein rotes Shirt. Durchaus beachtenswert! Einziges Manko: Es gab zwei Blöcke, die Stimmung gemacht haben, aber unterschiedliche Lieder gesungen haben. Man könnte sicher mehr erreichen, wenn man die Kräfte bündelt.


Ich wurde indes sehr gut aufgenommen. Die Chinesen freuen sich, wenn man Interesse zeigt und sind immer für einen netten Plausch zu haben. Die Stimmung insgesamt war friedlich - obwohl mir gesagt wurde, dass es bei Derbys auch mal anders zugehen kann.


Dann war es so weit: Anpfiff! In so gut wie jeder Mannschaft spielt mindestens ein Spieler aus dem Westen, der in vielen Fällen auch der Star des Teams ist. Bei SIPG war es Tobias Hysén, ein Schwede der vielleicht dem einen oder anderen von diversen Freundschaftsspielen, der EM-Qualifikation 2011 und der WM-Qualifikation 2009 ein Begriff ist.


Marktwert
Tobias Hysén
T. Hysén Mittelstürmer
-


Dank des damaligen Gegners, Guizhou Renhe, konnte ich auch Zvjezdan Misimovic live sehen, der in diesem Spiel sogar ein Tor erzielte. Als er zum Eckstoß raustrabte, hab ich mir fast die Seele aus dem Leib gebrüllt, aber er hat mich wohl leider nicht gehört. Das Spiel endete 5:2 für Shanghai. Hysén traf dreimal, Misimovic erzielte (sehr sehenswert) das zwischenzeitliche 1:3.


Der Fußball in China ist etwas langsamer als im Westen und weniger taktisch - grundsätzlich aber bereits auf einem ordentlichen Niveau. Ein großer Unterschied ist, dass der Stürmer selten nach hinten arbeitet. Wobei man auch hier merkt, dass langsam ein Umdenken stattfindet und besonders die ausländischen Trainer diese Philosophie installieren. Tolle Kombinationen, Spielzüge, verschiedene Freistoßvarianten, Umschaltspiel sind keine Fremdwörter in China.



Das Klima macht den Spielern allerdings sehr zu schaffen. Gerade zum Ende hin konnte ich beobachten, wie das Spiel abflachte. Besonders in Shanghai können gerne mal 30 Grad und mehr sein, gepaart mit einer Luftfeuchtigkeit bis zu 100 Prozent. Dazu kommt der Smog, der mitunter das Atmen erschwert. Aufgrund der Größe des Landes sind die klimatischen Bedingungen für die Vereine unterschiedlich, die Spieler müssen sich also oftmals umstellen.


Ich war insgesamt positiv überrascht vom Fußball und der Leidenschaft, die ihm die Chinesen entgegenbringen. Klar, der ausländische Fußball ist dort immer noch das Maß aller Dinge, besonders unter den Fans. Spanische, englische und deutsche Ligen sind sehr beliebt. Dennoch entwickelt sich der Fußball von Jahr zu Jahr weiter. Die Strukturen wachsen, es wird in die Jugend investiert und die taktische Ausbildung erfolgt auf immer höherem Niveau. Besonders der Platzhirsch Guangzhou Evergrande geht neue Wege und nimmt dabei die Vorreiter-Rolle ein. Wenn ich irgendwann einmal wieder China besuche, wird man mich wieder im Stadion sehen. Ich bin gespannt, was sich bis dahin noch tut.


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Letzte Beiträge Newsforum

CreepyMongo FC Arsenal CreepyMongo 21.06.2015 - 16:23
Zitat von Fenerbahce_
Zitat von CreepyMongo
Interessanter Artikel! Leider ein wenig zu oberflächlich behandelt.

Zum Thema Zuschauerzahlen: Wenn in ein Stadion, das 65.000 Plätze theoretisch zu Verfügung stellen kann, nur 8.000-10.000 Menschen kommen und das in einer Stadt mit 23 Mio. Einwohnern, dann hält sich die Fußballbegeisterung dort aber noch sehr in Grenzen. Da ist doch sicher noch das meiste Potential rauszuholen. Oder sieht das bei den anderen Shanghai-Clubs anders aus?


Bei Guangzhou Evergrande schauen im Schnitt 44.000 zu. Laut TM zwinker


Okay, das ist ja schonmal ne deutliche Steigerung.
Nichtsdestotrotz ist da sicherlich noch seehr viel Potential in der gesamten Liga rauszuholen hinsichtlich der , wiegesagt, hohen Bevölkerungzahlen.
ForzaItalia Juventus Turin ForzaItalia 21.06.2015 - 14:01
Zitat von saintkiko
Zitat von ForzaItalia
Zitat von rambolz
Vorab: Ich freue mich immer, wenn Reporter mal andere Kulturen bereisen und über deren Mentalität im Fussball berichten. Allerdings ist dieser Bericht etwas lasch geschrieben. Im Grunde genommen könnte man jetzt den Namen des Vereins einfach mit einem anderen Verein austauschen und es würde keinem gross auffallen. Da hätte man weitaus mehr rausholen können.

Ich würde mich freuen, wenn nächstes Mal spezifischer z.B. über die Eigentheiten des Vereins berichtet wird. Gerade in China bzw. Shanghai gibt es doch einige Fanklubs und von der jüngeren Generation kann praktisch jeder zumindest ein paar Brocken Englisch. Die Fankultur trägt sehr viel zu einem Verein bei und da hat mir ein wenig der Bezug gefehlt im Bericht - wurde leider nur kurz angesprochen. Auch hat Shanghai einige ganz gute Spieler, die meiner Meinung nach durchaus das Potenzial haben, in der 1. Bundesliga zu spielen. Ich denke da nur z.B. an Wu Lei, der in China als eines der grössten Talente gehandelt worden ist. Es ist zwar schön, wenn man über einige altbekannte Europäer schreibt, aber wenn man schon in China ist, sollte man meiner Meinung nach auch ein Auge auf die bekannteren chinesischen Spieler werfen und den Fokus darauf legen.

Sind alles nur Beispiele für Verbesserungsvorschläge fürs nächste Mal. Der Bericht ist durchschnittlich und akzeptabel, aber wie gesagt, man hätte hier mehr rausholen können. Nicht falsch verstehen, ich will hier auch nicht den Nörgler spielen und freue mich auf weitere solche Artikel.

Ich finde den Bericht eig ganz gut geschrieben und sehr detailliert. Der Schreiber hätte allerdings ein wenig Emotionen weglassen können.

Ich frage mich in solchen Momenten vorab ob jemand noch alles richtig wiedergibt, wenn er schon zu Beginn schreibt mit einem halben Dutzend Dosenbieren ins Stadion gegangen zu sein

Ich würde ja grundsätzlich Bier (und natürlich auch alle anderen alkoholischen Getränke) in Stadien komplett verbieten, da diese die Gewaltbereitschaft fördern (können).
Hab mir auch gleich gefragt ob der hier klar erwähnte Alkoholkonsum die Wahrnehmung des Autors beeinflusste. Trotzdem recht ordentlicher Bericht.
DortmunderJunge Borussia Dortmund DortmunderJunge 21.06.2015 - 08:03
Richtig klasse, freue mich auf weitere Teile dieser neuen Serie.
Sehr informativ und lesenswert.
Zvjezdan Misimovic
Karriereende
Zvjezdan Misimovic
Geb./Alter:
05.06.1982 (41)
Nat.:  Bosnien-Herzegowina Deutschland
Akt. Verein:
Karriereende
Vertrag bis:
-
Position:
Offensives Mittelfeld
Marktwert:
-
Tobias Hysén
Karriereende
Tobias Hysén
Geb./Alter:
09.03.1982 (42)
Nat.:  Schweden
Akt. Verein:
Karriereende
Vertrag bis:
-
Position:
Mittelstürmer
Marktwert:
-
Shanghai Port
Gesamtmarktwert:
17,55 Mio. €
Tabellenstand:
3.
Kadergröße:
33
Letzter Transfer:
Léo Cittadini
Beijing Chengfeng (1995 - 2020)
Gesamtmarktwert:
-
Kadergröße:
0
Letzter Transfer:
Yaoxin Liu